Blumenschmuckwettbewerbe

1960 nahm der Präsident der Deutschen Gartenbaugesellschaft, Graf Lennart Bernadotte von der Insel Mainau, an der Endveranstaltung zum Blumenschmuckwettbewerb teil. „Gärtnern um des Menschen willen“ hieß wieder das Thema des Festvortrags, den er am 30. September in der Aula der Schillerschule hielt. Gartenoberbaurat Hans W. Schmidt, einer der Gründerväter des Grünen Kreises, wurde auf Grund seines „Grün“-Engagements vom Grafen Bernadotte persönlich mit der Auszeichnung des gräflichen „Hausordens“, der „Grünen Schürze der Mainau“, geehrt. In der Verleihungsurkunde heißt es: „Hans Wilhelm Schmidt ist ein Gärtner aus Berufung und Leidenschaft. Sein vielfältiges Wirken für eine gesunde Lebensumwelt (…) ist überall in Bremerhaven ersichtlich. Er dient mit beispielhafter Phantasie und großer Überzeugungskraft, die auf dem soliden Boden einer vaterländischen Haltung im besten Sinne des Wortes beruht, dem allgemeinen Wohl.“

Preise gingen ab 1960 an Privatpersonen, aber auch an Wohnungsgesellschaften und Unternehmen der Bremerhavener Wirtschaft, die sich um die Verschönerung des Stadtbildes durch Blumenschmuck an ihren Immobilien besondere Verdienste erworben hatten.

In den jeweiligen Schlussveranstaltungen im Herbst eines jeden Jahres in der Aula der Schillerschule (die für Jahrzehnte Schauplatz der Endveranstaltung des Blumenschmuckwettbewerbs wurde) wurden nach einem Referat die schönsten Gärten und Balkone des vergangenen Sommers in einem Lichtbildervortrag vorgestellt. Die Sieger erhielten neben Sachgeschenken und einer vom Schirmherrn des Vereins, dem jeweiligen Bremerhavener Oberbürgermeister unterschriebenen künstlerisch gestalteten Urkunde ein Blumen- bzw. Pflanzenpräsent. Bei den Anerkennungsschreiben an die mit keinem Preis bedachten Balkoninhaber und bei den Danksagungen an die „Begeherinnen“ wurde noch strikt zwischen „Frau“ und „Fräulein“ unterschieden!

Besonders beliebt waren ab 1963 viele Jahre lang silberne Bestecke und vor allem Zuckerlöffel aus 835er Silber – immer im gleichen Muster, von einem Bremerhavener Juwelier graviert. Wenn ein Balkon sehr gut gestaltet und gepflegt war, konnte der jeweilige Balkonbesitzer sich im Laufe der Zeit eine kleine Sammlung von Bestecken „zusammenerarbeiten“. Leider ist das Modell heute nicht mehr feststellbar, auch nicht, wie die Gravur aussah, ob „Dem Sieger“, „Balkonwettbewerb“ oder dergleichen, und es gibt auch keinen Hinweis auf eine Familie, in deren Besitz sich heute vielleicht noch ein solches Besteckteil befindet.

Bemerkenswert war die große Anzahl an Angehörigen des in Bremerhaven stationierten US-Militärs unter den Siegern des Blumenschmuckwettbewerbs.

Der damalige Bremerhavener Oberbürgermeister Bodo Selge konnte als Schirmherr des „Grünen Kreises“ bei der Wettbewerbs-Endveranstaltung 1963 die nachstehenden Verbände in seiner Festrede begrüßen, die durch ihre Streifzüge in den Straßen der Stadt zum Ermitteln der Sieger und damit zum Gelingen des Abends beigetragen hatten:

Damen dieser neun Verbände stellten sich für viele Jahre dem „Grünen Kreis“ und seinen selbst gewählten Aufgaben zur Verfügung.

Barbara Sandmann, die stellvertretende Vorsitzende des „Grünen Kreises“, erzählte von den Fahrten der Jury durch Bremerhaven: „Und was wir da nicht alles zu sehen bekommen haben: Wir haben prachtvolle Weintrauben in Weddewarden gesehen, entdeckten Schafe am nördlichen Stadtrand und freuten uns über eine richtig altmodische Wiese am Rande des Fischereihafens mit Mohnblumen, Kornblumen, Margeriten und Sauerampfer.“

Um die Arbeit zu erleichtern, wurde die Stadt in 70 Bezirke aufgeteilt. Sobald die Ergebnisse der Bewerterinnen aus den einzelnen Bezirken vorlagen, begutachtete eine mehrköpfige Jury in einer ganztägigen Fahrt durch das gesamte Stadtgebiet die Hunderte von Vorschlägen, wertete sie aus und filterte, was dann auf der Endveranstaltung im Herbst als Sieger prämiiert werden sollte. Für alle Bewerterinnen war die Mitarbeit im „Grünen Kreis“ eine wichtige ehrenamtliche gesellschafts- und kommunalpolitische Aufgabe, die sie alle gern wahrnahmen.

50 Jahre lang, immer vom Frühjahr an bis weit in den Sommer hinein, streiften fraktionsübergreifend und ökumenisch vereint die ehrenamtlichen Vertreterinnen der verschiedenen Organisationen durch die Stadt und hielten Ausschau nach sehenswerten Vorgärten oder hübsch bepflanzten Balkonen, die ihnen preiswürdig erschienen. Als einziges Kriterium wurde ihnen aufgetragen, darauf zu achten, dass Vorgärten von der Straße aus sichtbar sein mussten, damit auch die vorübergehenden Passanten Freude an schönen Blumen hätten. Kein Besitzer eines sehenswerten Objektes brauchte sich jedoch selbst beim „Grünen Kreis“ in Erinnerung zu bringen.

Bemerkenswert war das Engagement des US-Militärs im „Grünen Kreis“, insbesondere der Damen, die dafür sorgten, dass die „Housing Area“, das Viertel mit den amerikanischen Wohnblocks, mit seinem Blumenschmuck eine Augenweide für alle Passanten wurde und oft Preise erzielte.

Trudy Altendorf, amerikanische Präsidenten des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs, berichtete, dass sie bei Fahrten durch die USA festgestellt habe, dass dort vermehrt Blumen in den Vorgärten und auf Balkonen angepflanzt wurden. „Ich denke, das ist ein Einfluss, den die Bremerhavener auf die hier stationierten Amerikaner ausgeübt haben“. Also hat sich die Arbeit des Bremerhavener „Grünen Kreises“ bis hin die die Vereinigten Staaten positiv bemerkbar gemacht.

Beim Blumenschmuckwettbewerb 1966 sind sogar acht Bremerhavener Tankstellen mit einem Preis ausgezeichnet worden, die ihr Betriebsgelände durch Blumen und Grün verschönt hatten (Leider ist diese Idee nie wieder aufgegriffen worden). Auch begrünte Hauswände fanden Gnade und Anerkennung vor den Augen der Begeherinnen, denn „jede begrünte Haus-wand ersetzt mindestens einen Baum.“

Damen dieser neun Verbände stellten sich für viele Jahre dem „Grünen Kreis“ und seinen selbst gewählten Aufgaben zur Verfügung.

Am 5. April 1966 trafen sich Vertreterinnen von neun politischen, kirchlichen und karitativen (Frauen-) Organisationen und beschlossen, beim „Grünen Kreis“ mitzuarbeiten und den Blumenschmuckwettbewerb in eigener Regie durchzuführen, „weil der Blumenschmuck am Haus und im Garten eine dankbare Aufgabe vor allem für die Frau ist“, wobei in den folgenden Jahren weitere Damen dazukamen, die ebenfalls mithelfen wollten, Bremerhaven schöner und bunter zu gestalten. Die Frauenverbände teilten sich die mühevolle Arbeit der mehrfachen möglichst unauffälligen Begutachtung von Balkonen und Vorgärten, der Vorauswahl der gefundenen Objekte und der endgültigen Festlegung der Sieger sowie der Gestaltung und des Ablaufs der Endveranstaltung, wobei in jedem Jahr eine andere Organisation die Federführung übernahm.

Der weitere Ablauf blieb gleich: Eine Jury des „Grünen Kreises“ begutachtete und fotografierte die gemeldeten Objekte (suchte und fand auch andere, unbekannt gebliebene), die dann bei der Endveranstaltung des Blumenschmuckwettbewerbs der Öffentlichkeit vorgestellt und ausgezeichnet wurden.